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Meine Zeit in der Waldschule

Erster Samstag im September 1967: Da ist meine Familie mit mir nach Wienerneustadt in die Waldschule gefahren. Keiner hat was reden können. Als ich dort angekommen bin, habe ich alles gleich doppelt gesehen.

Mama hat zwar der einen Pflegerin alles gesagt wie ich eben bin, aber es gab zwei Pflegerinnen. Die eine hat der andern gar nichts gesagt, weil sie nichts miteinander geredet haben.

Dieses Heim war wirklich die Hölle. Wir waren 20 Kinder - die anderen nur leicht behindert und ich ein schwerer Spastiker. Das konnte ja nicht gut gehen.

Ich war so extrem nervös. Ich wollte ein Wasser haben und diese Frau Edith hat mir zwar eines gegeben, aber sie hat es mir einfach hinein geschüttet dass ich ganz nass war. Edith wollte ja schon Mama anrufen dass die mich gleich wieder holen sollen. Warum sie dann doch leider nicht angerufen hat weiß ich nicht.

Sonntag sind wir in die Kirche. Das werde ich auch nie vergessen. Ich hab damals einen normalen Rollstuhl gehabt, und unten bei den Beinen war so ein Riemen. Denn damals hatte ich die Beine nicht auseinander gehabt, sondern ganz zusammen, also übers Kreuz, oft sogar 2 mal. Wie das geht? Ganz einfach der rechte Fuß war oben auf dem Linken und unten hat er rechts wieder nach vorne geschaut, dazu brauchte ich diesen Riemen, damit ich eben einen Halt hatte.
Aber was hat Edith getan? Ja richtig: weg hat sie ihn gegeben. Natürlich war ich in der Kirche fast auf dem Boden, die anderen haben natürlich alle nur noch auf mich geschaut, ich hab echt nicht mehr können. Edith hat mir dann ein Valium gegeben. Seither nehme ich sie bis heute.
Edith hat eh nichts dafür können, denn sie hat ja von mir überhaupt nichts gewusst.

Aber es gab natürlich auch schöne Zeiten. Nach einigen Monaten hab ich mich etwas eingewöhnt, in der Schule hab ich halt nichts gelernt - was auch? Das kleine 1x1 konnte ich schon, eine Schreibmaschine hab ich nicht bekommen und so musste ich blöd schauen.

Aber mit der Therapie ist was weiter gegangen. Nach Monaten konnte ich schon fast alleine mit dem Rolli gehen und auch stehen.

Und auch mit den anderen hab ich viel Spaß gehabt. 9 Mädchen waren auch dabei.
Da kann ich mich noch erinnern: Die Evi wollte einmal meinen Penis sehen und ich wollte von ihr auch was sehen. Wir haben dann Doktor gespielt und die anderen haben zugesehen.
Oder der dicke Franzi der war echt fett und so ein Weichei. Auf ihn sind wir öfters los.
Am Tag hab ich eh kein Heimweh gehabt aber in der Nacht, denn am Tage war ja immer etwas los.

Einmal musste ich ins Spital nach Wien. Da hab ich echt so eine scheiß Angst gehabt, denn alle zwei Wochen kam dieser Arzt zu uns in die Waldschule. Dieser Arzt hat wirklich wie ein Monster ausgesehen. Der war so groß, so dick und er hat nur ein Bein gehabt. Vor ihm haben wir Angst gehabt.
Nun, er hat mich ins Spital geschickt in ein großes Zimmer mit 10 Betten. Die Leute dort waren eh sehr nett. Bis heute weiß ich nicht, warum ich überhaupt 5 Tage dort war.
Keinen Besuch hab ich bekommen, ich war mit meiner Angst alleine.
Einmal war ich als Objekt bei einer Vorlesung. Die haben mich so blöd angesehen.
Ja und dann konnte ich wieder heim, heim nach Wienerneustadt, aber so gefreut hab ich mich noch nie auf das Heim.

Ich habe so Heimweh bekommen, dass ich zum Bettnässer wurde.

Einmal pro Monat war Besuchszeit. Ich konnte nie was sagen wie es mir wirklich geht, weil ich fast nicht mehr reden konnte.
Die haben immer nur nach Haus geschrieben dass ich ins Bett mache, ja aber warum?
Wie oft war ich 5 Tage nicht auf der großen Seite, weil ich innen so verkrampft war. Bei einem Athetose ist es eben anders. Wenn ich total verkrampft bin, dann geht überhaupt nichts, da will ich nur noch schlafen, aber das haben die dort überhaupt nicht verstanden. Warum haben die mir keinen Einlauf gegeben und ins Bett was hineingelegt? Dann wäre das Problem weg gewesen, aber nein.

Weil ich immer ins Bett gemacht habe, haben die mich jede Nacht um 10 Uhr auf Klo gebracht, aber nicht mit dem Rolli sondern sie haben mich nackt auf den Boden gehauen und mit den Händen wie bei einem Tier hinaus auf Klo gezerrt, das werde ich nie vergessen.
Und dann habe ich mich doch wieder angemacht. Dann haben sie mir alles in dem Mund geschmiert, wie bei einer Katze. Ich war dann wirklich fast schon hin.
Meine Therapeutin ist mit mir dann zum Direktor und nach 5 Wochen war ich daheim.
Die Therapie war ja wirklich ganz super. Meine Therapeutin Hellen hat wirklich sehr viel mit mir gearbeitet. Nach einem Jahr hab‘ ich fast alleine gehen können, aber das Heimweh war stärker. Gerne möchte ich wissen, was aus meiner Therapeutin geworden ist.

Ihr werdet jetzt sagen JA DAS WAR DAMALS SO. Das kommt heute auch noch öfters vor.



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